Queer durch die Seiten: Buchempfehlungen für eine inklusive Bibliothek
- ann-christinbehren
- 20. Juni 2024
- 5 Min. Lesezeit

Stevie Schmiedel - Jedem Anfang wohnt ein radikaler Anfang inne
Mit ihrem neuen Buch liefert Dr. Stevie Meriel Schmiedel, eine der prominentesten Stimmen der deutschen Genderforschung und Gründerin von Pinkstinks, einen aufschlussreichen Beitrag zur aktuellen Debatte über Feminismus und Genderstudies.
Schmiedel, geboren 1971 und promovierte Kulturwissenschaftlerin, hat sich durch ihre Arbeit als Dozentin und ihre Tätigkeit in der Aufklärung gegen Sexismus einen Namen gemacht.
Inhalt:
Schmiedels Buch ist ein kraftvoller Aufruf zur Verständigung und zum Dialog zwischen den Generationen innerhalb des Feminismus. Sie thematisiert den oft konfliktbeladenen Austausch zwischen einer „woken“ Jugend, die radikale Veränderungen fordert, und einer älteren Generation von Feminist:innen, die sich fragt, ob Diskussionen über Privilegien und Pronomen wirklich der Kern der Bewegung sein sollten. Schmiedel argumentiert, dass es an der Zeit ist, das „ich weiß alles besser“-Denken auf beiden Seiten zu überwinden und stattdessen einen offenen, respektvollen Diskurs zu führen.
Der Schreibstil von Stevie Schmiedel ist eine gelungene Mischung aus fundierter wissenschaftlicher Analyse und zugänglicher, humorvoller Sprache. Ihre Fähigkeit, komplexe Themen verständlich und mit einer Prise Ironie darzustellen, macht das Buch nicht nur lehrreich, sondern auch unterhaltsam zu lesen. Sie spricht sowohl diejenigen an, die tief in der Genderforschung verwurzelt sind, als auch Leser:innen, die sich erst neu mit dem Thema auseinandersetzen. Es ist besonders relevant in einer Zeit, in der die Diskussionen über Gender und Feminismus oft hitzig und polarisierend geführt werden.
Schmiedel zeigt, wie wichtig es ist, Fragen zu stellen und Debatten zuzulassen, um einen modernen, inklusiven Feminismus zu gestalten. Ihr Buch ist ein Plädoyer für einen respektvollen Dialog und eine Aufforderung, die eigenen Standpunkte zu reflektieren und zu hinterfragen.
Social Media Accounts der Autor:in: @stevieschmiedel
Fazit
Mich hat Schmiedels Buch tief beeindruckt. Es ist nicht nur eine wertvolle Ressource für alle, die sich für Genderstudies und Feminismus interessieren, sondern auch ein inspirierender Appell an die Gesellschaft, offener und empathischer miteinander umzugehen. Ihre fundierte und gleichzeitig humorvolle Herangehensweise macht das Lesen zu einem echten Vergnügen und regt zum Nachdenken an.
Der Autorin gelingt es für die Herausforderungen und Chancen eines modernen Feminismus zu sensibilisieren. Ihr Buch ist ein bedeutender Beitrag zur Genderdebatte und ein Muss für alle, die sich für eine gerechtere und inklusivere Gesellschaft einsetzen. Fundiert, verständlich und mit einer ordentlichen Portion Humor zeigt Schmiedel, wie ein (radikaler) Neuanfang gelingen kann.

Petra Cnyrim & Sebastian Goddemeier - Erklärs mir, als wäre ich 5. Gender, Diversity und LGBTQIA*
Petra Cnyrim und Sebastian Goddemeier haben ein Buch geschrieben, dass sich der Herausforderung annimmt, komplexe und oft sensible Themen rund um Gender, Diversity und LGBTQIA* auf verständliche und zugängliche Weise zu erklären. In einer Zeit, in der Diskussionen über Identität und Geschlechterrollen allgegenwärtig sind, bietet dieses Buch eine wertvolle Ressource für alle, die sich besser informieren und ruhige Diskurse zum Thema führen möchten.
Inhalt:
Cnyrim und Goddemeier gehen auf Fragen ein, die viele Menschen in ihrem Alltag beschäftigen, wie „Was bedeutet ‚cis‘?“, „Woher weiß ich, dass ich queer bin?“ und „Wofür sind Pronomen wichtig?“.
Das Buch deckt eine breite Palette von Themen ab, von der Bedeutung der Farben in der Regenbogenflagge bis hin zu praktischen Tipps, wie man mit einem Coming-out umgehen sollte.
Der Titel des Buches ist Programm: Cnyrim und Goddemeier erklären die Inhalte so einfach und klar, dass auch komplexe Konzepte leicht verständlich werden. Ihre Sprache ist unkompliziert und direkt, was es dem:der Leser:in ermöglicht, sich schnell zurechtzufinden und die Informationen zu verarbeiten. Die Autor:innen schaffen es, die Themen mit einer Leichtigkeit und einem Humor zu vermitteln, die das Lesen angenehm und informativ machen.
In einer zunehmend diversen Gesellschaft ist das Verständnis von Gender und Identität wichtiger denn je. Das Buch bietet eine wertvolle Orientierungshilfe für alle, die sich in diesen Themengebieten sicher(er) bewegen möchten. Es ist besonders nützlich für Situationen im Alltag – sei es beim Elternabend, im Freundeskreis oder im beruflichen Kontext –, in denen Wissen und Sensibilität gefragt sind.
Social Media Accounts der Autor:innen: @petracnyrim @sebastiangoddemeier
Fazit
Dieses Buch hat mich durch seine klaren und verständlichen Erklärungen beeindruckt. Es bietet nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch praktische Ratschläge und Beispiele, die helfen, das Gelernte in die Praxis umzusetzen. Besonders schätzte ich die einfühlsame und humorvolle Art, mit der die Autor:innen die Themen angehen, was das Lesen zu einem echten Vergnügen macht.
Es ist ein unverzichtbares Buch für alle, die sich in den Themen Gender und Diversity besser zurechtfinden möchten. Mit klaren Erklärungen, praktischen Beispielen und einem einfühlsamen Ansatz nimmt das Buch Berührungsängste und fördert ein besseres Verständnis für die Vielfalt der menschlichen Identitäten. Ein wertvoller Beitrag zu mehr Offenheit und Sensibilität in unserer Gesellschaft.

Verena Carl und Christiane Kolb: "Queere Kinder: : Eine Orientierungshilfe für Familien von LGBTQIA+ -Kindern und -Jugendlichen"
Die Autorinnen haben ein wertvolles Buch erschaffen, das Eltern und Familien auf eine einfühlsame und informative Reise mitnimmt. Verena Carl, Journalistin und Mutter eines queeren Teenagers, und Christiane Kolb, Sexualwissenschaftlerin und systemische Beraterin, bieten fundierte Ratschläge und wertvolle Einsichten, um Familien zu unterstützen, die sich in einer neuen und oft herausfordernden Situation wiederfinden.
Inhalt:
Das Buch beginnt mit den häufigsten Szenarien, denen Eltern begegnen könnten: Wenn die 12-Jährige beim Abendessen erklärt, dass sie in ein Mädchen verliebt ist, oder das 16-jährige Kind sich als genderfluid outet. Carl und Kolb adressieren die anfängliche Ratlosigkeit und die Sorgen vieler Eltern und bieten Klarheit darüber, ob diese Erlebnisse nur Phasen oder doch tiefgreifende Aspekte der Identität ihrer Kinder sind. Sie erklären die Vielfalt sexueller Orientierungen und Geschlechtsidentitäten und zeigen auf, wie ein offener und zugewandter Umgang innerhalb der Familie gelingen kann.
Die Autorinnen schreiben in einem klaren und zugänglichen Stil, der sowohl informativ als auch empathisch ist. Ihre fundierte Annäherung an das Thema wird durch zahlreiche Interviews ergänzt. Diese Interviews, unter anderem mit einem trans Jungen, dem Vater einer lesbischen Tochter sowie mit Expert:innen aus den Bereichen Psychologie, Medizin und Soziologie, verleihen dem Buch eine lebendige und praxisnahe Dimension. Die Sprache ist einfühlsam und respektvoll, was den Leser:innen das Gefühl gibt, verstanden und unterstützt zu werden.
Das Buch ist besonders relevant für Eltern und Familien, die Unterstützung und Orientierung suchen, um ihre queeren Kinder auf Augenhöhe begleiten zu können. Es bietet nicht nur theoretische Informationen, sondern auch praktische Übungen zum Umgang mit widerstreitenden Gefühlen und Leitfäden für Familiengespräche. Diese Ressourcen sind essentiell, um einen respektvollen und verständnisvollen Dialog zu fördern und gemeinsam als Familie zu wachsen.
Social Media Accounts der Autor:innen: @verenacarlhagedorn @lieben_lernen_info
Fazit
"Queere Kinder" hat mich durch seine umfassende und doch persönliche Herangehensweise beeindruckt. Die Kombination aus fundiertem Wissen und praktischen Hinweisen macht das Buch zu einer wertvollen Ressource für jede Familie. Besonders bewegend sind die persönlichen Geschichten und Interviews, die das Thema lebendig und greifbar machen. Als Leser:in fühlt man sich durch die einfühlsame Darstellung der Autorinnen verstanden und unterstützt.
Verena Carl und Christiane Kolb ist es gelungen, ein wunderschönes und unaufgeregtes Buch für Eltern und Familien zu schaffen. Es bietet eine umfassende Orientierung und praktische Hilfestellungen, um die Herausforderungen und Chancen des Lebens mit queeren Kindern zu meistern. Das Buch ist ein Plädoyer für Offenheit, Empathie und gemeinsames Wachstum und sollte in keiner Familie fehlen, die sich in dieser Thematik wiederfindet.
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