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Yoga & Kinderschutz – Traumasensibles Yoga für Kinder und Jugendliche

Yoga wird oft als ein Ort der Entspannung, Selbstwahrnehmung und inneren Stärke beschrieben. Für Kinder und Jugendliche kann er genau das sein – wenn der Raum sicher gestaltet ist. Doch Sicherheit bedeutet im Kinderyoga nicht nur rutschfeste Matten und eine freundliche Begrüßung. Es bedeutet auch, seelische Sicherheit zu schaffen und sich bewusst zu machen, dass manche Kinder und Jugendliche Erfahrungen von Trauma oder Gewalt mitbringen.


Dieser Beitrag zeigt, warum Kinderschutz und trauma-sensibles Yoga zusammengehören, welche Prinzipien wichtig sind und wie Yogalehrende Kindern und Jugendlichen wirklich sichere Räume öffnen können.


Warum Kinderschutz im Yoga unverzichtbar ist

Kinderschutz bedeutet, Kinder und Jugendliche vor jeder Form von Gewalt, Missbrauch oder Vernachlässigung zu schützen – und ihre Rechte konsequent zu achten. Im Yoga ist das besonders relevant, weil:


  • Körperarbeit und Nähe Teil der Praxis sind (z. B. bei Assists oder Korrekturen).

  • Emotionale Prozesse durch Atmung, Entspannung oder Meditation angestoßen werden können.

  • Hierarchien (Lehrende – Kinder) automatisch entstehen und Machtungleichgewichte begünstigen.


Ein Kinderschutzkonzept hilft, Risiken zu erkennen und zu minimieren:

Klar geregelte Berührungs- und Kommunikationsformen, Einverständniserklärungen, Notfallpläne und transparente Abläufe schaffen Sicherheit – für Kinder, Eltern und Lehrende.


Es sind die Yogalehrer:innen im Kinder- und Teenyoga, die sich teilweise missbräuchlich in Yogaräumen bewegen


Es ist wichtig, klar zu benennen: Yoga an sich missbraucht niemanden – Menschen tun es. In der Kinderyoga-Praxis kommt es immer wieder vor, dass Yogalehrer:innen ihre Rolle und Macht missbrauchen, sei es bewusst oder unbewusst.


Das kann subtile Formen annehmen, wie

  • das Überschreiten von körperlichen Grenzen (z. B. ungefragte Berührungen bei Adjustments),

  • emotionalen Druck („Wenn du still bist, bist du ein guter Yogi“),

  • oder das Ausnutzen spiritueller Sprache, um Gehorsam einzufordern.


Darum braucht es klare Kinderschutzkonzepte, transparente Regeln und eine reflektierte Ausbildung, die nicht nur Asanas, sondern auch ethische Grundsätze und Machtkritik vermittelt. Nur wenn wir die Verantwortung bei den Erwachsenen verorten, können wir sichere Räume für Kinder schaffen.


Was bedeutet „Trauma-sensibles Yoga“?

Trauma-sensibles Yoga (TSY) basiert auf der Erkenntnis, dass traumatische Erfahrungen das Nervensystem und das Körperbewusstsein nachhaltig beeinflussen können. Ziel ist nicht Therapie, sondern die Förderung von Selbstregulation und Sicherheit.


Wichtige Prinzipien:


  1. Wahlmöglichkeiten schaffen

    Kinder entscheiden selbst, ob und wie sie eine Übung machen. Jede Formulierung wird als Einladung angeboten („Du kannst, wenn du möchtest …“).

  2. Vorhersagbarkeit & Struktur

    Ein klarer Ablauf und transparente Ansagen geben Sicherheit. Unerwartete Berührungen oder plötzliche Veränderungen können retraumatisierend wirken.

  3. Achtsame Sprache

    Keine Bewertungen wie „richtig/falsch“, keine suggestiven Sätze („Du wirst dich jetzt entspannen“).Stattdessen: „Spüre, wie sich dein Atem anfühlt – du musst nichts verändern.“

  4. Körperliche Grenzen respektieren

    Berührung nur mit vorheriger, expliziter Zustimmung – oder ganz weglassen. Alternative Wege zeigen, z. B. verbale Hilfen, statt Hände aufzulegen.

  5. Ressourcenorientierung

    Fokus auf das Hier und Jetzt: Was fühlt sich heute gut an? Kleine, erfolgreiche Erfahrungen stärken Selbstwirksamkeit.


Typische Themen traumatisierter Kinder und Jugendlicher

Kinder bringen unterschiedliche Erfahrungen mit – nicht alle sind sichtbar. Traumata können entstehen durch:


  • häusliche Gewalt oder Vernachlässigung

  • Flucht- und Migrationserfahrungen

  • schwere Krankheit oder Verlust

  • Mobbing, Missbrauch oder Unfälle


Anzeichen können sein:

Schreckhaftigkeit, Übererregung, starke Rückzugsneigung, Schwierigkeiten mit Nähe, oder plötzliche emotionale Ausbrüche.


Wichtig: 

Yoga-Lehrende diagnostizieren nicht. Aber sie können achtsam beobachten, sichere Strukturen bieten und bei Verdacht an Fachstellen (z.B.: Jugendamt, Therapeut:innen, Erziehungspersonen) weiterverweisen.


Praktische Tipps für Yogalehrende

Bereich

Umsetzung

Raumgestaltung

Helle, gut einsehbare Räume; klare Rückzugsoptionen (z. B. „Pause-Matte“).

Einstieg & Abschluss

Begrüßungsritual und fester Abschluss (z. B. gemeinsamer Atemzug) geben Verlässlichkeit.

Sprache

Einladend, ressourcenorientiert, ohne Zwang.

Berührung

Vorher fragen, Alternativen anbieten, ggf. ganz vermeiden.

Tempo

Langsam steigern, genug Pausen; keine Überforderung.

Selbstfürsorge

Eigene Trigger kennen, Supervision nutzen, Fortbildungen besuchen.


Zusammenarbeit & Netzwerke

Trauma-sensibles Yoga heißt auch, die eigenen Grenzen als Yogalehrende*r zu kennen. Es ersetzt keine Therapie.


Wichtige Kooperationspartner:innen können sein:

  • Jugendämter & Beratungsstellen (bei Verdachtsfällen)

  • Traumatherapeut:innen oder Psycholog:innen

  • Schulen, Sozialpädagog:innen, Familienhilfen

  • Eltern, Erziehungspersonen, präsente Angehörige


Ein Kinderschutzkonzept sollte klare Kontaktwege enthalten, damit Lehrende im Ernstfall nicht allein entscheiden müssen.


Warum Yoga hier so wirksam sein kann

Richtig angewendet kann Yoga traumatisierten Kindern und Jugendlichen helfen:

  • Körperwahrnehmung wieder positiv zu erleben

  • Atem und Nervensystem zu regulieren

  • Selbstwirksamkeit zu erfahren („Ich kann mich beruhigen“)

  • Vertrauen in Gruppen und Beziehungen langsam wieder aufzubauen


Es ist kein schneller Heilungsweg, aber ein kraftvoller Baustein in einem Netzwerk aus Schutz, Begleitung und Therapie.


Fazit

Kinderschutz und trauma-sensibles Yoga gehören untrennbar zusammen. Nur wenn Kinder und Jugendliche sich körperlich, emotional und sozial sicher fühlen, kann Yoga seine stärkende Wirkung entfalten. Mit klaren Konzepten, geschulten Lehrenden und bewusster Haltung schaffen wir Räume, in denen junge Menschen nicht nur geschützt werden – sondern wachsen und heilen dürfen.





Mein Angebot

Als Sozialarbeiterin mit Erfahrung in Kinderschutz und Yoga unterstütze ich Yogalehrende und Einrichtungen dabei,

  • Kinderschutzkonzepte zu entwickeln,

  • Fortbildungen zu Trauma-sensiblem Yoga anzubieten,

  • und Kurse so zu gestalten, dass sie sicher, respektvoll und empowernd für Kinder und Jugendliche sind.


Ich arbeite sowohl in Gruppenfortbildungen als auch in individueller 1:1-Begleitung – von der ersten Idee bis zur praktischen Umsetzung.







Quellen


 
 
 

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