Yoga ist politisch – Meine Haltung als Yogalehrerin
- ann-christinbehren
- 1. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Yoga ist für viele Menschen eine Praxis der Stille, der Selbstreflexion und des inneren Friedens. Doch wer glaubt, dass Yoga unpolitisch sei, übersieht, dass diese Praxis in gesellschaftlichen Strukturen stattfindet. Wir üben in einem bestimmten kulturellen Kontext, in einem bestimmten Körper, mit bestimmten Privilegien oder Benachteiligungen. Das bedeutet: Yoga ist niemals losgelöst von der Welt, in der wir leben.
Ich verstehe meine Rolle als Yogalehrerin nicht nur darin, Körperhaltungen zu unterrichten oder Entspannung anzuleiten. Yoga ist für mich eine ganzheitliche Praxis – und dazu gehört auch eine bewusste politische Haltung.
Yoga und Werte – Was mir wichtig ist
Meine Arbeit als Yogalehrerin basiert auf Werten, die weit über die Matte hinausreichen. Ich stehe für eine demokratische, wertschätzende, inklusive und diskriminierungssensible Yogapraxis. Das bedeutet konkret:
Demokratie und Teilhabe
Jeder Mensch hat das Recht, gehört, gesehen und respektiert zu werden. In meinen Kursen gibt es keinen Guru, keine Hierarchie, die über andere bestimmt. Stattdessen geht es darum, gemeinsam zu lernen, sich auszutauschen und Yoga als eine Praxis der Selbstermächtigung zu verstehen.
Wertschätzung und Respekt
Yoga lehrt uns Ahimsa – Gewaltlosigkeit in Gedanken, Worten und Taten. Dazu gehört für mich auch, wertschätzend miteinander umzugehen, Grenzen zu respektieren und Räume zu schaffen, in denen sich Menschen sicher fühlen.
Inklusivität statt Exklusivität
Yoga ist für alle da – unabhängig von Alter, Körperform, Geschlecht, Herkunft oder finanziellen Möglichkeiten. Doch oft sind Yogaräume nicht so zugänglich, wie sie sein sollten. Hohe Preise, stereotype Schönheitsideale und spirituelle Aneignung schließen viele Menschen aus. Ich versuche, dies bewusst zu hinterfragen und Yoga inklusiver zu gestalten.
Diskriminierungssensibilität und kritische Reflexion
Yoga hat seinen Ursprung in Südostasien und wird im Westen oft vereinfacht oder kommerzialisiert. Mir ist wichtig, mich mit der Geschichte und den Traditionen des Yoga auseinanderzusetzen, achtsam mit Sprache und Symbolen umzugehen und meine eigene Praxis immer wieder zu reflektieren.
Yoga als politische Praxis
Ein oft zitierter Satz lautet: „Yoga ist nicht, sich die Zehen berühren zu können, sondern was du auf dem Weg nach unten lernst.“ Das gilt nicht nur für die körperliche Praxis, sondern auch für unser gesellschaftliches Miteinander. Wie begegnen wir Ungerechtigkeiten? Wie sprechen wir über Rassismus, Ableismus, Sexismus oder andere Formen der Diskriminierung? Wie gestalten wir Yoga so, dass alle Menschen sich willkommen fühlen?
Ich sehe meine Verantwortung darin, nicht wegzusehen, sondern Stellung zu beziehen – in meiner Sprache, in der Art, wie ich unterrichte, in den Räumen, die ich schaffe. Das bedeutet nicht, dass ich auf jede Frage eine perfekte Antwort habe. Aber es bedeutet, dass ich bereit bin zuzuhören, zu lernen und Veränderungen anzustoßen.
Yoga ist politisch. Denn es geht um das, was uns als Menschen verbindet – in Achtsamkeit, in Respekt und in dem Bewusstsein, dass wir alle Teil dieser Welt sind.
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